Server-Backups im laufenden Betrieb mit LVM und ionice

LVM-Snapshots für konsistente Backups im laufenden Betrieb

Wie ich schon einmal erzählt habe, läuft mein Webserver als (bislang einzige) virtuelle Maschine auf meinem dedizierten Server. Die virtuelle Festplatte ist dabei in einem 200 GiB großen Logical Volume untergebracht. Logical Volumes werden mit dem Logical Volume Manager (LVM) erzeugt und sind sozusagen die moderne Version von Partitionen.

Ein Feature von LVM finde ich dabei besonders beeindruckend und extrem hilfreich, nämlich das Anfertigen von Snapshots von Logical Volumes. Ein Snapshot ist eine Momentaufnahme des kompletten Inhalts eines Logical Volumes. Einen Snapshot anzufertigen ist eine Angelegenheit von maximal ein paar Sekunden, es muss dabei nämlich nichts kopiert werden. Erst wenn im Original-Volume ein Datenblock geschrieben wird, muss dessen vorheriger Inhalt gesichert werden, damit er für den Snapshot noch verfügbar ist. Solch ein Verfahren nennt sich Copy-On-Write. Beim Erzeugen des Snapshots muss man bereits angeben, wie viele Daten sich höchstens ändern dürfen, während der Snapshot existiert.

Das Snapshot-Feature ist wie geschaffen für regelmäßige Backups eines Servers im laufenden Betrieb. Hierbei ist es nämlich wichtig, dass man den Inhalt sämtlicher Dateien quasi gleichzeitig sichert. Kopiert man einfach nur alle Dateien nacheinander, dann kommt es zwangsläufig zu Inkonsistenzen, wenn sich während des Backups etwas verändert (und das lässt sich kaum vermeiden, wenn der Server während des Backups benutzbar bleiben soll).

Also geht man wie folgt vor:

  1. Warten, bis alle Cronjobs abgeschlossen sind, denn wir möchten diese nicht unterbrechen. Danach am besten auch den Cron-Daemon anhalten.
  2. Apache und MySQL anhalten, um einen konsistenten Zustand der Datenbanken zu gewährleisten, ggf. noch weitere Dienste.
  3. Mittels lvcreate --snapshot einen Snapshot des Logical Volumes anfertigen, das man sichern möchte. Dabei muss man auch die Größe des Snapshots angeben, also wie viele Daten sich während seiner Existenz ändern dürfen. Ein oft empfohlener Wert ist 10% bis 20% der Größe des Logical Volumes, aber das hängt natürlich von der konkreten Situation ab.
  4. Jetzt, da der Snapshot erzeugt ist, können sämtliche Dienste wieder gestartet werden (Cron, MySQL, Apache, …). Die Downtime des Servers ist somit auf wenige Sekunden begrenzt.
  5. Nun kann der Snapshot „in Ruhe“ irgendwohin gesichert werden, z. B. via FTP. Ich bin dabei, meine eigene Backup-Lösung zu entwickeln, mit der die komplette virtuelle Festplatte blockweise gesichert wird (nicht auf der Ebene des Dateisystems, denn da gibt es immer Schwierigkeiten mit Besitzern, Rechten, Hardlinks, Softlinks usw.). Mehr dazu in einem späteren Beitrag.
  6. Sobald die Sicherung abgeschlossen ist, entfernt man den Snapshot wieder mit lvremove.

Mit nice und ionice die Reaktionszeit des Servers während des Backups verbessern

Das Sichern eines Snapshots beansprucht die Festplatte des Servers stark. Wenn man nicht aufpasst, reagieren Webseiten und andere Anwendungen, die auf dem Server laufen, während des Backups extrem langsam und träge.

Was viele nicht wissen: Unter Linux kann man nicht nur die CPU-Priorität von Prozessen ändern (mit nice), sondern auch ihre I/O-Priorität. Das funktioniert mit dem Befehl ionice, zu dem man diesen netten Artikel finden kann. nice und ionice lassen sich auch kombinieren. Somit kann man dafür sorgen, dass ein laufendes Backup die übrigen Prozesse weder in Sachen CPU noch in Sachen Festplatte zu sehr ausbremst.

Folgender Befehl startet das Skript backup.sh mit minimaler CPU- und I/O-Priorität:

nice -n 19 ionice -c 3 ./backup.sh

Nachtrag: Nach meinen ersten Erfahrungen kommt es auch bei der Verwendung der niedrigsten I/O-Priorität teilweise zu großen Beeinträchtigungen des Serverbetriebs. Abhilfe kann das Tool pv schaffen, mit dem man u. a. den Durchsatz einer UNIX-Pipe begrenzen kann. Somit kann man beispielsweise ein laufendes Backup auf eine Leserate von höchstens 60 MiB pro Sekunde drosseln. Eure Besucher werden es euch danken!

Noch ein Nachtrag: ZFS mit seinen ZVOLs ist nun meiner Meinung nach gegenüber LVM zu bevorzugen. ZFS bietet ebenfalls die Möglichkeit der Anfertigung von Snapshots, darüber hinaus wird die Integrität der Daten jedoch mit Prüfsummen sichergestellt. ZFS ersetzt auch MD (Software-RAID).

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